Donnerstagmorgen, KHW-Geschäftsstelle in Nürnberg, Regenwetter – der Besucher aus München betritt gut gelaunt den Raum. Der offizielle Antrittsbesuch von MdL Thomas Pirner bei der KHW wurde zum angeregten Meinungsaustausch, zur leidenschaftlichen Debatte über die Bedürfnisse des Handwerks und zugleich zum idealen Kennenlernen auf Augenhöhe unter Handwerks-Freunden. Zahlreiche Vertreter aus unterschiedlichen Gewerken – darunter fast der gesamte Vorstand der KHW – sind der Einladung gefolgt.
„Ich kenne das Handwerk von der Pike auf“, macht Thomas Pirner gleich zum Einstieg deutlich. Eine Aussage, die man ihm mit Blick auf seine Laufbahn durchaus glaubt. Vor rund zehn Jahren hatte sich der CSUler dazu entschieden, in die Kommunalpolitik einzusteigen. Warum? „Das Handwerk braucht eine starke Stimme in der Politik“, erklärt er den Anwesenden. Fakt ist: Von den 85 Abgeordneten der CSU im Landtag ist derzeit neben Thomas Pirner nur ein Handwerker vertreten.
„Unternehmer können oder wollen sich häufig nicht in der Politik engagieren“, hält Thomas Pirner fest und erklärt, dass sein Schritt in die Politik durch glückliche Umstände möglich wurde. Da er sich die Arbeit in seinem Betrieb mit Geschäftspartnern geteilt hat, blieb die Zeit, sich politisch einzubringen. Nach den ersten Monaten im Maximilianeum weiß er zu berichten, dass viele Politiker das Handwerk und seine Belange „nicht wirklich auf dem Schirm“ haben. Genau deshalb sei es umso wichtiger, dass auch Handwerker mit am Tisch sitzen. Eine der großen Herausforderungen, an die er sich selbst erst gewöhnen musste, ist, dass die Politik ganz anders als das Handwerk tickt. Während Handwerker ein Problem sehen, über eine Lösung nachdenken und dann ins Tun kommen, ist das in der Politik leider häufig nicht so, klärt Thomas Pirner auf: „Als ich dann die Möglichkeit bekommen habe, in den Landtag zu gehen, habe ich nicht lange nachdenken müssen. Ich will eine starke Stimme vor Ort sein.“
Wobei er die Erwartungen auch bremst: Man muss das System begreifen und viele kleine Schritte gehen, um ans Ziel zu kommen. Bloß weil Pirner jetzt im Landtag sitzt, heißt es nicht, dass alle Handwerks-Themen plötzlich angegangen werden, gesteht er. Trotzdem ist ein wichtiger Schritt schon damit getan, dass nicht immer nur Kontakt mit den Entscheider-Gremien aufgenommen wird, sondern dort selbst ein Handwerker mit am Tisch sitzt.
Thomas Pirner wollte sich zwar im Wirtschaftsausschuss des Landtags einbringen, musste jedoch als Neuling zunächst anderen Kollegen den Vortritt lassen. Jetzt sitzt er im Landwirtschaftsausschuss und packt dort die überbordende Bürokratie, das geringe Maß an Planungssicherheit und die vielen Vorgaben für Unternehmer an – allesamt Probleme, die das Handwerk ebenfalls hat. Auch wenn er es nicht in den Wirtschaftsausschuss geschafft hat, sieht er jetzt große Chancen, die Herausforderungen in der Peripherie mit anzugehen. Seine Forderung an die Anwesenden beim KHW-Treffen: „Kommen Sie mit ihren Problemen in der Branche auf mich zu. Schreiben Sie mir eine Mail, rufen Sie an.“ Seine Hand zum Nürnberger Handwerk ist ausgestreckt, das wird deutlich. „Ich will nicht nur vor der Wahl Versprechen machen, sondern auch tatsächlich nachhaltig daran arbeiten.“ Der Antrittsbesuch Pirners bei der KHW ist Teil einer ganzen Reihe an Gesprächen, die er mit verschiedenen Stellen in Nürnberg geführt hat und weiterhin führen wird. Seine Tour in der Region brachte ihn schon zum Roten Kreuz, zur Messe, zum Flughafen und auch zum Polizeipräsidenten. Dass das Handwerk auch ganz oben auf seiner Prioritätenliste steht, wird offensichtlich.