Thomas Pirner, Präsident der Handwerkskammer Mittelfranken: „Wir werden um eine kontrollierte Zuwanderung aus dem Ausland nicht umherkommen.“ – KHW-Chef Achim Hanisch schreibt Brief an Nürnbergs Bürgermeister und fordert mehr Rücksicht auf das Handwerk – Keine Panik vor Künstlicher Intelligenz (KI)
Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung und dem angeschlossenen Sommerempfang der Kreishandwerkerschaft Nürnberg Stadt und Land (KHW) am 20. Juli im 10. Stock der Tullnau Tagungsparks wurden erneut Themen diskutiert, die das Handwerk aktuell beschäftigen. Neben hochrangigen Politikern und Vertretern des Handwerks wie dem Präsidenten der Handwerkskammer Mittelfranken, Thomas Pirner, und dem scheidenden Wirtschafts- und Wissenschaftsreferenten der Stadt Nürnberg, Dr. Michael Fraas, war auch der Vorstand der Kreishandwerkerschaft vor Ort. Manuela Wohlert, KHW-Geschäftsführerin sowie Kreishandwerksmeister Achim Hanisch sprachen die Belange der Gewerke deutlich an. Gemeinsam mit den Vertreterinnen und Vertretern der Innungen wurde über den Fachkräftemangel, die Zuwanderung, Künstliche Intelligenz (KI) sowie die Parksituation für Handwerker in der Innenstadt diskutiert. Im zweiten Teil der Doppel-Veranstaltung sprach neben Achim Hanisch auch Professor Markus Kaiser von der TH Nürnberg zu den mehr als 80 geladenen Gästen.
Bild links: Der Ausblick vom 10. Stock des Tullnau Tagungsparks über die Stadt bildete den perfekten Rahmen für die Jahreshauptversammlung und den angeschlossenen Sommerempfang der KHW. © KHW Nürnberg
Bild rechts: Mehr als 80 geladene Gäste kamen zur Veranstaltung. Mit dabei waren unter anderem Kilian Sendner, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion, Dr. Kerstin Engelhardt-Blum, Regierungspräsidentin von Mittelfranken, Johannes-Jürgen Saal, Abteilungsdirektor der Regierung von Mittelfranken und auch Dr. Günther Beckstein, Ministerpräsident a.D. © KHW Nürnberg
Das Handwerk ist – genau wie viele weitere Wirtschaftszweige auch – von den politischen Rahmenbedingungen hierzulande besonders abhängig. Das gilt sowohl bei der Zuwanderung potenzieller Fachkräfte, die durch Bürokratie erschwert wird, kann aber auch auf die Nachwuchsförderung oder ganz praktische Dinge, wie etwa die Parkplatznot für Handwerker in den Städten, angewandt werden. Thomas Pirner fordert daher bei seinem Grußwort im Rahmen der Jahreshauptversammlung der KHW ganz deutlich: „Wir müssen der Politik den Spiegel vorhalten und immer wieder darauf hinweisen, was in der Realität stattfindet.“ Aus seiner Sicht muss im Kampf gegen fehlende Fachkräfte die Nachwuchsgewinnung wieder mehr in den Fokus rücken. Fakt ist, aus Pirners Sicht: „Wir werden um eine kontrollierte Zuwanderung aus dem Ausland nicht umherkommen. Daher gilt es, dass Regulierungen auf den Weg gebracht werden, um Kräfte ins Land zu holen, die wirklich anpacken wollen“, erläutert der Präsident der Handwerkskammer Mittelfranken den Zuhörerinnen und Zuhörern. Gleichzeitig fordert er, die Ausbildung hierzulande zu stärken und zu unterstützen. Nur so kann es gelingen, dass „das Handwerk Innovationstreiber für die Industrie bleibe“, so Pirner. Auch Dr. Michael Fraas ging in seinem Grußwort beim Sommerempfang auf die wichtige Rolle des Handwerks in Nürnberg ein. Nach mehr als zehn Jahren war es für ihn die letzte Teilnahme in der Rolle als Wirtschaftsreferent. Im September wird er den Posten abgeben und bedankte sich daher sowohl in der großen Runde als auch in vielen Einzelgesprächen für die fruchtbare und spannende Zeit, in der sich das Handwerk in Nürnberg prächtig entwickelt habe.
Bild links: Der Präsident der Handwerkskammer Mittelfranken, Thomas Pirner, die Geschäftsführerin der KHW, Manuela Wohlert, und Kreishandwerksmeister Achim Hanisch (v.l.n.r.) auf der Doppelveranstaltung bestehend aus Jahreshauptversammlung und Sommerempfang. © KHW Nürnberg
Bild rechts: Kreishandwerksmeister Achim Hanisch im Gespräch mit der Regierungspräsidentin von Mittelfranken, Dr. Kerstin Engelhardt-Blum. © KHW Nürnberg
Kreishandwerksmeister Achim Hanisch ging in seiner Rede auf ganz praktische Probleme des Handwerks ein, die aus seiner Sicht von der Stadtspitze viel zu häufig vergessen würden. Dazu zählt die teilweise prekäre Parkplatzsituation in Nürnberg. „Statt immer nur zu motzen, müssen wir uns am Willensbildungsprozess der Politiker beteiligen“, forderte Hanisch daher von den Anwesenden. Gerade im Wahljahr sei es aus seiner Sicht wichtig, den Austausch mit den politischen Vertreterinnen und Vertretern zu suchen. Gesagt, getan! In einem Brief habe sich Hanisch daher kürzlich sehr deutlich an Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) gewandt und auf die Konflikte hingewiesen, denen Handwerker aufgrund knapper Parkplätze täglich ausgeliefert sind. „Die sogenannten ‚Parkerleichterungen für Handwerker‘ sind zwar eine gut gemeinte Maßnahme, bringen jedoch nichts, wenn überhaupt keine Stellplätze zur Auswahl stehen. Es müssen zusätzliche Maßnahmen her, die unterstützend wirken“, so Hanisch weiter. Dabei war ihm wichtig, dass das Handwerk grundsätzlich hinter einer Mobilitätswende stehe – schließlich kann sie tatkräftig vom Handwerk mitgestaltet werden.
Sowohl der Kreishandwerksmeister Achim Hanisch als auch der Gastredner des angeschlossenen KHW-Sommerempfangs, Professor Markus Kaiser, widmete sich der Frage, ob KI im Handwerk eine Zukunft hat. Kaiser, der als Lehrbeauftragter der FAU Erlangen-Nürnberg und der LMU München arbeitet und eine Professur an der TH Nürnberg zu Medieninnovationen und Change Management hat, warnte die Zuhörerinnen und Zuhörer davor, „krampfhaft KI im Unternehmen zu etablieren.“ Vielmehr sollten verbesserungswürdige Prozesse identifiziert und im nächsten Schritt darüber nachgedacht werden, wie man sie verbessert – mit oder ohne KI. Zugleich zeigte er in seiner Präsentation Wege auf, wie und wo digitale Assistenten schon heute Aufgaben übernehmen, die auch im Handwerk eine Rolle spielen. Zeitplanung, Kundenchats, Angebotserstellung oder Abrechnung sind dabei nur Beispiele. Auch Fehleranalysen per Bilderkennung sind durchaus schon in der Praxis im Einsatz. „Veränderungsbereitschaft ist wichtiger als die Tools selbst. Wer immer besser werden will, bleibt auf dem richtigen Weg und fängt idealerweise damit an, wenn es ihm gut geht“, so Kaiser. Aus der Stärke heraus zu handeln, ist also immer besser als notgedrungen im Moment der Schwäche. Dabei die Mitarbeitenden mitzunehmen, gehört zum Erfolgsrezept. Die Veränderungsbereitschaft muss an die Belegschaft herangetragen werden – durch viel Kommunikation. Fakt ist – und da waren sich alle Anwesenden einig –, dass das Handwerk vor der Entwicklung mit KI keine Angst haben muss. Die Tools können unterstützen. „An der Baustelle oder beim Kunden müssen wir dann pünktlich wieder selbst auftauchen“, scherzte Achim Hanisch.
Bild links: Mehr als 80 geladene Gäste kamen zum diesjährigen Sommerempfang der KHW Nürnberg. Gastredner war diesmal Professor Markus Kaiser von der TH Nürnberg. © KHW Nürnberg
Bild rechts: Der scheidende Wirtschafts- und Wissenschaftsreferent der Stadt Nürnberg, Dr. Michael Fraas (r.), sprach auf dem Sommerempfang ein Grußwort und bedankte sich dabei für die gute Zusammenarbeit im Sinne des Handwerks. © KHW Nürnberg
Die vielen Ehrengäste der KHW-Doppelveranstaltung ließen den Abend im Anschluss gemeinsam mit den Vertreterinnen und Vertretern des Handwerks ausklingen. Mit dabei waren unter anderem Kilian Sendner, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion, Dr. Kerstin Engelhardt-Blum, Regierungspräsidentin von Mittelfranken, Johannes-Jürgen Saal, Abteilungsdirektor der Regierung von Mittelfranken und auch Dr. Günther Beckstein, Ministerpräsident a.D. Sie alle genossen den wunderbaren Ausblick von der Dachterrasse des Tullnau Tagungsparks bei guten Gesprächen und entspannter Atmosphäre.