Rund um die KHW

Oktober 2019 | Presseinformation

Erfahrungen aus erster Hand – die KHW gibt exklusive Einblicke in Nürnberger Handwerksbetriebe

„Die KHW-Infofahrt bringt Handwerker, politische Entscheidungsträger, Journalisten und Interessierte zusammen. Damit erfüllt sie genau den Zweck, den wir ursprünglich im Sinn hatten. Sie schafft eine Verbindung sowie Austausch und rückt das Handwerk wieder mehr ins Blickfeld aller Beteiligten“, erklärt Harald Hubert, stellvertretender Kreishandwerksmeister, gleich zu Beginn der Tour in drei Nürnberger Betriebe.

Die Liste der Anwesenden hatte es dabei in sich: Am Freitag, den 11. Oktober, waren unter anderem Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas, SPD-Oberbürgermeisterkandidat Thorsten Brehm, Stadträte und zwei junge Nürnbergerinnen mit dabei. Im Rahmen des ebenfalls stattfindenden Internationalen Mädchentags durften sie den Oberbürgermeister in seinem Alltag begleiten und dabei mit in die drei Gewerke reinschnuppern.

Die Handwerkerrundfahrt findet seit 2000 alle zwei Jahre statt

Frisch gebackene Lebkuchen, surrende Elektromotoren und stylische Haarschnitte – das Handwerk zeigt sich tagtäglich von seiner facettenreichen Seite. Ohne Handwerkerinnen und Handwerker wäre auch die Metropolregion Nürnberg nicht das, was sie ist. Um dieser Erkenntnis Nachdruck zu verleihen und den Austausch zwischen den „Werkelnden“ und der Politik zu fördern, veranstaltete die Kreishandwerkerschaft Nürnberg Stadt und Land auch in diesem Jahr wieder die traditionelle Handwerkerrundfahrt.

Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly stellte viele Fragen und zeigte sich an allen unterschiedlichen Gewerken und deren Anliegen besonders interessiert. „Die Infofahrt ist eine Verneigung vor dem Handwerk. Ich nehme jedes Mal wieder neue Eindrücke und mehr Wissen mit. Geht man in die Betriebe, wird einem der enorme Wert des Handwerks für die Region noch deutlicher. Vor Ort ins Gespräch zu kommen, verbessert zudem den ohnehin sehr engen Kontakt in die Branche“, erklärt Oberbürgermeister Maly.

Das Original aus der Backstube

Gleich beim ersten Stopp, der Bäckerei Döllner, konnten die Gäste das Handwerk mit allen Sinnen spüren. Die originalen Nürnberger Lebkuchen, die bei Döllner gebacken werden, überzeugten alle Anwesenden. Mit viel Handarbeit und Liebe zum Detail stellt das Team unter Leitung von Bäckermeister Markus Döllner in der mittlerweile fünften Generation unter anderem die Lebkuchen her.

Die Probleme, vor denen das Bäckerhandwerk steht, spricht Döllner im Rahmen der Infofahrt auch direkt an: „Die Arbeit beginnt um 1 Uhr in der Nacht. Der Schlafrhythmus ist speziell, aber man gewöhnt sich dran.“ Wohl auch deshalb haben viele Bäcker Probleme, Azubis zu finden. Beim Nürnberger Traditions-Bäcker lernen aktuell zwei Nachwuchskräfte das Handwerk. Markus Döllner zeigt sich damit zufrieden, hofft in Zukunft aber auch auf einen Aufschwung bei den Bewerberzahlen.

Elektronisch in die Zukunft

Bei den Experten von Betz Elektromotoren gab es das Kontrastprogramm zum Lebkuchenduft der Bäckerei. Die Motoren, um die sich die E-Profis kümmern, surren beispielsweise in Akkuschraubern oder in Hochleistungspumpen zur Abwasserförderung. Obwohl die technischen Lösungen als wenig anfällig gelten, sind Reparaturen immer wieder nötig. Vor allem, da einige der Motoren ihrer Kunden jahrzehntelang im Einsatz bleiben. Die Mitarbeiter von Betz konnten eindrucksvoll unter Beweis stellen, wie viel Technik und Know-how in den Motoren steckt. Das Grundprinzip ist zwar schon 100 Jahre alt, berichtet Chef Thomas Betz, die Leistung wurde mit der Zeit dennoch stark optimiert und weiterentwickelt.

1947 gegründet, baut, wartet und repariert Betz Elektromotoren Produkte für unzählige Kunden in der Metropolregion – die meisten von ihnen sind seit Jahren Stammkunden. Dabei trifft die Entwicklung auf dem Azubi-Markt auch den Mittelständler merklich. Von den 15 Mitarbeitern ist nur einer Azubi. Die Suche nach guten Nachwuchskräften wird intensiver, berichtet Inhaber Thomas Betz.

Haare, Bart und viel Tradition

Beim dritten Stopp der KHW-Handwerkerrundfahrt – beim Friseur Staudt – blickten die Besucher gemeinsam mit den Inhabern auf eine gut 100-jährige Firmengeschichte zurück. Im Laufe der Zeit hat sich der Friseur immer wieder auf die Trends und Entwicklungen innerhalb der Gesellschaft neu eingestellt. Vor gut 15 Jahren wurde der Schritt hin zum Barbershop, also einer Ausweitung des Fokus auf die Männerhaar- und Bartpflege, erfolgreich gegangen. Staudt gilt damit als Vorreiter auf dem Gebiet in Deutschland. Während der Inhaber in dritter Generation für diesen Schritt anfangs belächelt wurde, hat er mittlerweile bewiesen, dass es eine richtige Entscheidung war. Früher lag der Männeranteil im eigenen Laden bei lediglich zehn Prozent und ist seither Jahr für Jahr deutlich gestiegen. Auch in den Verkäufen von Pflegeprodukten schlägt sich dieser Wandel nieder: Fast 75 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf kommen von Männern. Nur ein Beweis für die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Handwerks.

Einziges Problem bei dem Bart-Boom: Geschäftsführer Thorsten Staudt hat gar nicht genügend Mitarbeiter um alle Terminanfragen abarbeiten zu können. Obwohl die Löhne für Azubis im Friseurhandwerk stark gestiegen sind, bleibe die Bewerberzahl hinter dieser Entwicklung zurück, berichtet Thorsten Staudt. Anstatt wie früher fünf, hat er heute nur noch einen Azubi.

Frauen für das Handwerk begeistern

Das Handwerk kennt keine Geschlechter. Wo einst vielleicht nur Männer an- und zupackten, haben heute auch Frauen Gefallen gefunden: Das Handwerk wirbt offen für junge Talente egal welchen Geschlechts. Da die diesjährige Handwerkerrundfahrt auf den Internationalen Mädchentag fiel, ließ sich die KHW gemeinsam mit der Frauenbeauftragten der Stadt Nürnberg etwas Besonderes einfallen: Zwei jungen Frauen wurde die Teilnahme an der Rundfahrt ermöglicht. Sie konnten Einblicke aus erster Hand gewinnen und sich mit den Handwerkern austauschen. Der stellvertretende Kreishandwerksmeister Harald Hubert: „Genau darum geht es doch. Anpacken, mitmachen, erleben. Nur, wer es einmal ausprobiert hat, kann sagen, ob ihm der Job gefällt. Daher freue ich mich umso mehr über die Teilnahme der beiden jungen Frauen und hoffe, dass sie sich in Zukunft vielleicht auch einmal für das Handwerk als Karriereweg entscheiden.“

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