Ob Holz, Metall oder Glas: Das Handwerk zeigt sich täglich von einer facettenreichen Seite und begeistert auf der Rundfahrt der Kreishandwerkerschaft Nürnberg Stadt und Land (KHW). Genau aus diesem Grund waren am Mittwoch, den 12. Oktober, neben Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König auch Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas und interessierte Journalisten bei der Infofahrt mit dabei. Insgesamt wurden drei Betriebe aus unterschiedlichen Handwerksbereichen angefahren, um dort einen tieferen Einblick in deren Arbeit zu erhalten. Auch aktuelle Themen wie die steigenden Preise, der Fachkräftemangel und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Nürnberg standen auf der Tagesordnung.
„Die Infofahrt der Kreishandwerkerschaft bringt Handwerker*innen, Betriebsinhaber*innen, Entscheidungsträger*innen der Stadt, Journalist*innen sowie weitere Interessierte zusammen und ermöglicht den Austausch untereinander. Genau das ist das Ziel, das wir mit der Infofahrt erreichen wollen“, erklärte Achim Hanisch, Kreishandwerksmeister, am Rande der Veranstaltung. Hanisch ergänzte: „Es geht darum, das Handwerk verstärkt in das gesamtgesellschaftliche Blickfeld zu bringen.“
Oberbürgermeister Marcus König sieht in der Handwerkerrundfahrt, die seit dem Jahr 2000 alle zwei Jahre stattfindet, eine Chance: „Für mich war es die erste Teilnahme bei der Rundfahrt und ich bin sehr positiv überrascht. Sie hält jedem deutlich vor Augen, wie wichtig das Handwerk für die Region ist. Ich habe spannende neue Eindrücke für meine Arbeit im Rathaus mitgenommen.“ König weiter: „Ich schätze den engen Austausch und Kontakt zu den Handwerker*innen sehr.“
Das Handwerk in der Karosserie- und Fahrzeugbaumechanik
Von der Kosten-Kalkulation bis hin zur Reparatur in der Werkstatt: Direkt beim ersten Unternehmen konnten die Gäste den Facettenreichtum eines Betriebes kennenlernen. Peter Melzer, Geschäftsführer des Karosserie- und Lackierzentrums Schmidt, nahm die Gäste auf einen Rundgang durch den Betrieb mit, der mittlerweile in der fünften Generation geführt wird.
Seit 1965 hat das Unternehmen seinen Sitz in der Nähe des Ostrings in Nürnberg. In der Zwischenzeit entstand um den Betrieb ein Wohngebiet. Während dies durchaus zu Problemen führen kann, ist die Nachbarschaft für Peter Melzer sehr harmonisch: „Wir haben ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn. Wir sind hier bekannt und angesehen, deshalb stellt unser Unternehmen in der Wohnsiedlung für die Anwohner kein Problem dar“, erzählt Peter Melzer zum Thema Mischgebiet.
Feinwerktechnik im Bereich Kälte- und Klimatechnik
Bei den Experten für Kältetechnik von der Horst Zimmermann GmbH gab es neben einer Führung durch den Showroom des Unternehmens auch einen ausführlichen Vortrag über die Betriebsgeschichte. Das Team um Geschäftsführer Martin Zimmermann besteht aus 65 Profis. Bereits im Jahr 2005 – lange bevor die Digitalisierung in anderen Betrieben ein Thema war – stieg die Firma komplett auf ein digitales Archiv um und setzt seit 2008 sogar auf „digitale Monteure“. Das heißt, dass die Mitarbeitenden mit der entsprechenden IT-Infrastruktur ausgestattet wurden, damit eine papierlose Abwicklung des Tagesgeschäfts möglich wird.
Die moderne Unternehmensführung scheint zu wirken: 14 Auszubildende hat der Betrieb aktuell. „Uns ist die Darstellung der Firma nach außen hin sehr wichtig, um den jungen Leuten das Handwerk näher zu bringen und es für sie attraktiver zu machen“, sagt Martin Zimmermann und ergänzt: „Außerdem legen wir Wert darauf, dass unsere Monteure abends zuhause sind. Deshalb setzten wir auf regionale Kunden.“ Die Unternehmensführung hat laut Zimmermann einen Einfluss auf das Arbeitsklima und in der Folge auch auf die Motivation der Mitarbeitenden.
Das Glaser-Handwerk
Beim dritten Stopp der KHW-Handwerkerrundfahrt – bei der Glaserei Rühl – blickten die Besucher gemeinsam mit den Inhabern auf eine Problematik, die die Veränderung der Stadt mit sich bringt. Anfang nächsten Jahres muss der Betrieb umziehen, weil das jetzige Grundstück für Wohnungen genutzt werden soll. „Es ist schwer, eine Fläche hier in Nürnberg zu finden, die unserer Größenordnung entspricht. Ein Gewerbehof wäre die perfekte Möglichkeit“, sagt Geschäftsinhaber Michael Rühl , der mittlerweile einen neuen Standort für seine Firma in Oberasbach gefunden hat. Während Kulturveranstaltungen mit eigenen Wirkungsstätten versorgt werden, fehle diese Unterstützung beim Handwerk komplett, kritisiert Rühl. Sollte diese in Zukunft wieder ausgebaut werden und ein Gewerbehof in Nürnberg entstehen, kann sich der Unternehmer durchaus vorstellen, nach Nürnberg zurückzukehren.
Die Handwerkerrundfahrt 2022 hat eines ganz deutlich gezeigt: Angesichts der Herausforderungen, vor denen die Handwerksbetriebe durch kurzfristige energiepolitische Entwicklungen sowie langfristige stadtpolitische Entscheidungen stehen, ist der Austausch zwischen Lokalpolitikern und Unternehmen unerlässlich.