Spurlos geht auch am Handwerk die Corona-Pandemie nicht vorbei, dennoch bleibt die Branche die stabilste und wichtigste Säule der regionalen Wirtschaft – so lautet der Tenor der Jahreshauptversammlung der Kreishandwerkerschaft Nürnberg Stadt und Land, die am Mittwoch, den 28. Juli 2021, als Präsenzveranstaltung im Holiday Inn Nürnberg City Centre stattfand.
Die KHW-Führung um Kreishandwerksmeister Achim Hanisch und Geschäftsführerin Manuela Wohlert hatte, wie schon im Vorjahr, in das Nürnberger Hotel geladen. Die Vertreterinnen und Vertreter aus den Innungen sind der Einladung für die Präsenzveranstaltung gefolgt, um gemeinsam auf die vergangenen Monate zurückzublicken und perspektivisch nach vorne zu schauen.
Mit Flexibilität, Durchhaltevermögen und Ideenreichtum seien die Betriebe durch die vergangenen Monate gegangen und hätten gelernt, sich mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren. „Jeder hat sein Möglichstes getan, um auf die neuen Herausforderungen gute Antworten zu finden“, lobt Achim Hanisch die Betriebe. Dennoch seien Verunsicherung und Frustration angesichts fehlender Perspektiven oft spürbar gewesen, viele Betriebe „kämpfen nach wie vor ums Überleben“. Gleichzeitig hebt Achim Hanisch den Einsatz der Beschäftigten in der Branche hervor. „Viele Menschen mit Biss, mit Leidenschaft und unermüdlichem Engagement haben einmal mehr bewiesen, wozu das Handwerk fähig ist! Darauf können wir stolz sein.
Hinsichtlich der Gesamtsituation für das Handwerk richtet er den Blick auf die Bundestagswahlen im September. Es brauche eine Politik, die Verantwortung übernimmt und Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit hat. Die Betriebe und die Wirtschaft müssten durch „kreative Impulse“ gestärkt werden – beispielhaft nennt Hanisch die Entlastung von bürokratischen Pflichten, ein zeitgemäßes, international konkurrenzfähiges Steuerrecht oder eine angemessene und faire Finanzierung der Ausbildungsstrukturen. Denn: „Wir haben jungen Menschen auch mitten in der Krise Perspektiven geboten! Das muss auch seitens der Politik mehr Wertschätzung und Anerkennung erfahren.“
Daran knüpft auch Marcus König, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, an, der bei der Jahreshauptversammlung vor Ort war. Er blicke auf eine „harte Zeit“ zurück, räumt Schwierigkeiten seitens der Politik ein – und freut sich, wenn Branchenvertreter „den Finger auch mal in die Wunde legen“. Denn klar sei: Mit über einer Million Handwerksbetriebe ist die Branche eine entscheidende Stütze der deutschen Wirtschaft. „Uns ist es deshalb sehr, sehr wichtig, die Bedingungen für das Handwerk zu verbessern und beispielsweise hinsichtlich der Ausbildung den Übergang zwischen Schule und Beruf besser zu gestalten“, so König. Vielfältige Ausbildungskampagnen trügen dem bereits Rechnung.
Der Nürnberger Oberbürgermeister nutzt die Veranstaltung auch, um dem gesamten Handwerk zu danken. Denn die beruflichen und ehrenamtlichen Handwerkerinnen und Handwerker seien es, die nach Ereignissen wie der Flutkatastrophe den Betroffenen durch ihr Know-how und ihren Einsatz helfen. Durch Reparaturen und den Wiederaufbau halten sie Dinge länger am Leben. „Auch das ist Nachhaltigkeit, eines der Themen unserer Zeit. Sie wird im Handwerk großgeschrieben!“
Ein anderes Thema unserer Zeit spricht der Präsident der Handwerkskammer für Mittelfranken, Thomas Pirner, an und sieht in den schwierigen vergangenen Monaten durchaus das Positive: „Die Pandemie hat für einen enormen Schub in der Digitalisierung gesorgt. Sie hat uns in manchen Bereichen zum Umdenken gebracht, Geschäftsmodelle wurden durchdacht und erweitert“, sagt Pirner. Man müsse diese Situation annehmen und als Chance begreifen. Gleichwohl wisse er auch, dass die Bedingungen viele Betriebe an den Rand der Existenz gebracht haben: Während es der Baubranche gut geht, leiden Dienstleister wie Friseure oder Messebauer nach wie vor extrem unter den Auswirkungen. „Die entsprechenden Soforthilfen waren und sind eine gute Idee, die Auszahlungsbedingungen sind hingegen nicht immer optimal gewesen“, kritisiert Pirner.
Die Grundhaltung war jedoch sowohl bei Thomas Pirner als auch bei Achim Hanisch und Marcus König optimistisch: Wenn es der Branche und der Politik gelingt, an den richtigen Stellschrauben zu drehen, steht dem Handwerk eine positive Zukunft bevor. Als „Anker der Wirtschaft“, wie Pirner es nennt, wird das Handwerk für Millionen von Menschen weiterhin einen hohen Stellenwert haben. Achim Hanisch fasst zusammen: „Wir sind Handwerker aus Leidenschaft und ich wünsche mir, dass wir unsere Zuversicht behalten!“
Zuversichtlich blickt er auch auf die KHW-Veranstaltungen im kommenden Jahr. Musste beispielsweise das Sommerfest heuer pandemiebedingt erneut abgesagt werden, hoffe man, dass 2022 ein unbeschwertes Jahr wird: „Lassen Sie uns gemeinsam optimistisch in die Zukunft blicken – und dann hoffentlich bei der einen oder anderen Veranstaltung zusammenkommen!“